Finden Sie die richtige Balance zwischen Lobhudelei und „Nicht geschimpft ist gelobt genug“. Zuviel und indifferentes Lob wird schnell als Schleimerei empfunden – Menschen brauchen aber Anerkennung, sie brauchen die Gewissheit, 1. wahrgenommen zu werden und 2. für gute Leistung auch geschätzt zu werden.

Ein interessanter Aspekt dabei – für viele Mitarbeiter in größeren Unternehmen drückt sich Anerkennung schon dadurch aus, (O-Ton aus einer kürzlich veröffentlichten Studie): „Der Chef kennt meinen Namen und weiß, in welchem Bereich ich arbeite.“ Das ist für viele schon ausreichend, um sich in ihrer Individualität geschätzt zu fühlen.

Eigentlich ist das ja noch nicht wirklich viel, oder? Natürlich wird das umso schwieriger, je mehr Menschen ich zu führen habe. Aber der Punkt hier ist, ein ehrliches Interesse an meinen Mitmenschen zu zeigen.

Kleine Übung dazu: Finden Sie in den nächsten 30 Tagen täglich etwas SPEZIFISCHES, das Sie bei 5 Menschen anerkennen können. Ach ja, „Du bist super“ oder „Klasse gemacht“ ist nicht spezifisch. Heben Sie hervor, was genau Sie beeindruckt hat, z.B. „Liebe Frau X, wie Sie jetzt bei diesem Telefonat mit dem offensichtlich schwierigen und aufgebrachten Kunden ruhig geblieben sind und sich nicht von seiner Emotionalität haben anstecken lassen, das hat mich wirlich beeindruckt“. Das wäre spezifisch.

Und loben Sie, wenn der Anlass dafür da ist – nicht beim jährlichen Mitarbeitergespräch. Je weiter weg, umso weniger ist die Anerkennung wert.

Ein kleiner sprachlicher Tip dazu – wenn Sie schon eine zusätzliche Verbesserungsmöglichkeit an Ihr Lob anhängen müssen (die Frage ist, ob das so sinnvoll ist), vermeiden Sie das Wort „ABER“ – verwenden lieber „UND“. „Aber“ hat die Eigenschaft, dass es alles zuvor gesagte aufhebt. Spüren Sie mal in sich hinein, wenn Sie folgendes hören: „Ich liebe Dich, aber …“, „ich fand das gut, aber …“ BRRRR. Probieren Sie mal: „Ich fand das echt gut, und wenn Sie noch etwas verbessern möchten, könnten Sie noch das oder das probieren.“ Wie gesagt, ich bin nicht sicher, ob es unbedingt sein muss, aber wenn Sie trotzdem das Gefühl haben, es muss ein, verwenden Sie lieber ein UND.

Können Sie auch mit Lob auch richtig umgehen?

Und falls Sie sich am anderen Ende befinden und eine spezifische und zeitnahe Anerkennung für etwas Geleistetes bekommst, nehmen Sie es an.

Es ist ein Zeichen hohen Selbstwerts, Anerkennung auch annehmen zu können. Allzu viele sagen in einer solchen Situation: „Aber das ist doch nicht der Rede wert“ – das ist nicht hoher Selbstwert und Sie disqualifizieren denjenigen, der es der Rede wert fand, denn sonst hätte er oder sie es ja nicht ausgesprochen, oder?

Manche glauben, hohen Selbstwert zu haben, indem sie antworten: „Danke, ich weiß.“ Das kommt aber oft eher arrogant rüber und ist eigentlich ein Zeichen eines defensiven Selbstwerts und hinterläßt beim Lob-Aussprechenden ein schales Gefühl. Eine Reaktion aus hohem Selbstwert könnte sein: „Danke schön. Ich schätze es,  daß Sie sich die Zeit genommen haben, es zu bemerken und auch zu sagen.“
Denn damit geben wir die Anerkennung und Wertschätzung auch wieder an den Gesprächspartner zurück und wir beide stehen besser und stärker da, mit höherer Verbundenheit von Herz zu Herz, von Mensch zu Mensch.

Probieren Sie es aus!